clairvoyants
Johanna Ackva & Pernille Sonne
“Nicht mehr mit den Augen zu sehen, bedeutet nicht, in eine Welt einzutreten, in der es kein Licht mehr gibt. (...) Nach und nach begann ich zu verstehen, dass zu lieben sehen bedeutet und dass Hass Dunkelheit bringt.”
Blindness, A New Seeing of the World, Jacques Lusseyran)

Über das Projekt
Meist als weiblich und häufig auch als Blind beschrieben, schwebt die Seherin in historischen und mystischen Erzählungen als paradoxe Figur zwischen Fluch und Begabung, Ausschluss und Macht, Wissen und Mysterium. Was sie auszeichnet ist ihr Sehsinn, doch das, was sie sieht, entzieht sich dem Blick der Anderen, lässt sich weder abbilden, noch reproduzieren. Das Projekt clairvoyants (AT) kreist um das Sehen – verstanden als (über-)sinnliche Fähigkeit und als Metapher, sowohl für intuitives Wissen als auch für sogenannte objektive Erkenntnis. Inspiriert von Berichten von und über Seher*innen unterschiedlicher Zeiten und Kontexte, begeben sich die Choreografin und Performerin Johanna Ackva und die Blinde Schauspielerin, Sprachgestalterin und Dramaturgin für künstlerisch-integrierte Audiodeskription Pernille Sonne in ihrer zehntägigen Residenz in eine Welt innerer Bilder. Sie erkunden Sprache, Klang, Berührung und Bewegung als Mittel, um Brücken zwischen inneren und äußeren Landschaften zu schlagen, Blickwinkel zu erschüttern und das gesamte sinnliche Kontinuum zu aktivieren.
Erste Einblicke in die Recherche an der Schnittstelle zwischen Tanz, Sprechperformance und dem Interesse an inklusiven künstlerischen Strategien teilen Pernille und Johanna bei einem informellen work-in-progress-sharing am Ende ihrer Residenz.
Von und mit: Johanna Ackva und Pernille Sonne
Workin-progress sharing: 14.03., 17 Uhr
Moderation: Zazie Rothfuchs
Ort: 4fT – Tanzplattform Leipzig, Erich-Zeigner-Allee 64 (Haus E) - 04229 Leipzig
Barrierefreiheit: Das Studio befindet sich im ersten Stock des Gebäudes und derzeit besteht leider kein barrierefreier Zugang.
Über Johanna
Johanna Ackva (*1989, Berlin) bewegt sich als Künstlerin schwerpunktmäßig im Bereich Performance. Neben Tanz und anderen bewegungsbasierten Praxen spielen Gespräche – mit Expert*innen, Fremden und Freund*innen – eine wesentliche Rolle für ihre Arbeit, die sich im Kern um Prozesse der Verkörperung dreht. In (Bühnen)Stücken, Texten, partizipativen Settings und Objekten untersucht Johanna, wie sich das Verhältnis zwischen Selbst und Welt auf materieller, affektiver und symbolischer Ebene kontinuierlich neu formt. Seit 2014 haben Johannas häufig kollaborativ bestrittene Projekte Themen wie Arbeit und deren Wert, Mystik und Naturerfahrungen, Konstruktionen von Weiblichkeit, sowie Tod, Trauer und unsere Beziehung zu den Toten berührt. Zudem kuratiert Johanna Ausstellungen, diskursive Veranstaltungen und Residenzprogramme, unter anderem für den Denk- und Produktionsort Libken, den sie seit 2021 mit betreibt. Sie unterrichtete wiederholt als Gast an der Berliner Universität der Künste und ist momentan Teil des Mobilen Ensemble rund um die Choreografin Isabelle Schad.
www.johannaackva.com

Für ihre Arbeit erhält Johanna Ackva eine Förderung durch das Tanzpraxis-Stipendium der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ein herzlicher Dank gilt der Tanzplattform Leipzig, sowie insbesondere Charlie Fouchier und Zazie Rothfuchs für ihre großzügige Unterstützung.